Parkhaus am Waidsee?

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“Ohne Verkehrswende, keine klimagerechte Entwicklung. Doch vor Ort passiert oft viel zu wenig. Der Politik fehlt der Mut, konsequent in Richtung Fuß, Rad und ÖPNV umzusteuern.” so der BUND-Landesverband Baden-Württemberg zur aktuellen europäischen Mobilitätswoche, die vom 15.-22. September läuft.
Passenderweise wird nicht nur in der nationalen Politik die Verkehrswende verschlafen, auch beim Oberbürgermeister der Stadt Weinheim scheint es sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass wir zum Erreichen der Klimaziele eine echte Verkehrswende brauchen. Auf der Tagesordnung soll also zur nächsten Gemeinderatssitzung der Bau eines Parkhauses für Autos zur Abstimmung kommen.
In den Niederlanden der 1970 Jahre erstickten die Städte im Autoverkehr. Erst ein Umdenken in der Verkehrspolitik und die konsequente Förderung des Radverkehrs und des ÖPNV haben es geschafft, dass heute in Großstädten wie Amsterdam Menschen leben wollen und trotz enger Gassen mobil sein können. Das Auto wurde konsequent aus der Stadt entfernt bzw. die Nutzung erschwert. Warum fördern und unterstützen wir daher in Weinheim heute immer noch Parkhäuser für Autos?
Die Verkehrsemissionen können nicht durch eine Unterstützung des Autos gesenkt werden. Eine Reduzierung der CO2-Äquivalente im Verkehrssektor erfordert eine Reduzierung.

Ja, wir haben derzeit zu viele Menschen, die das Miramar mit dem Auto besuchen und keinen Parkplatz finden. Aber warum dieses weiter unterstützen und für noch mehr Autoverkehr sorgen? Was wäre mit einem Kombi-Eintrittsticket: Tagesticket des VRN inklusiv Eintritt ins Miramar? Wo ist ist die enge Taktung der Busse zum Weinheimer Hauptbahnhof? Wo die gute Anbindung an unsere Nachbarstädte? Solange hier nichts passiert, wundert es niemanden, dass immer mehr das Auto für einen Besuch des Miramar oder Freibad nutzen.

Rad- und Fussweg zum Waid – Foto: Jörg Steinbrenner


Selbst für Radfahrer: Wo sind die breiten Fahrradstraßen von Viernheim, Heddesheim, Hirschberg oder Mannheim und Heidelberg zum Waidsee? Direkt von Weinheim aus gibt es keinen echten Fahrradweg zum Freibad Waidsee und Miramar. Für einen ganzen Stadtteil (Waid) dürfen sich die Radfahrer aus beiden(!) Richtungen den Weg mit Fussgängern und Hundeausführern teilen.
Nur wenn wir es schaffen, sichere und breite Radwege – getrennt von Straße und Fussgängern – zu bauen, dann werden die Bürger auch umsteigen. Echter Klimaschutz fängt nicht an mit begrünten Parkhausfassaden oder Photovoltaik außen an einem Parkhaus. Echter Klimaschutz erfordert ein Umdenken des Verkehrs.

Daher die Forderungen des BUND-Ortsverbands an ein Parkhaus beim Miramar:
– keine neue Bodenversiegelung von Flächen;
– Begrünung der Fassade;
– Photovoltaik auf dem Dach (auch mit der Möglichkeit unter der PV zu Parken);
– keine städtischen Flächen für ein Parkhaus zur Verfügung stellen;
– kein kostenloses Angebot zum Parken zulassen – mindestens eine Gebühr für 4 Std. Parken über dem aktuellen Tagesticketpreis für den ÖPNV für Kunden aus Mannheim und Heidelberg;
– ausreichend Radparkplätze im Umfeld des Miramar;
– Parkverbot im Wohngebiet Waid für Nicht-Anwohner und die Parkverstöße auch konsequent ahnden.

Miramar Fläche des geplanten neuen Parkhauses – Foto: Jörg Steinbrenner

Weiterführende Infos auch auf der Seite “Raum für Träume: Mehr Raum für Menschen statt für Autos”. Weniger Lärm, bessere Luft, grünere Wohnviertel und sicherere Straßen: Eine menschen- und umweltgerechte Stadt ist keine Utopie, sondern möglich. Voraussetzung: Politiker*innen werden endlich aktiv und finden den Mut, Autoprivilegien einzuschränken. 70 konkrete Vorschläge, wie die Verkehrswende gelingen kann, finden Sie hier: https://www.bund-bawue.de/service/presse/verkehrswende-raum-fuer-traeume/