Schützt unsere Böden!

Die Absicht der Stadtverwaltung Weinheims, das landwirtschaftlich genutzte Gewann „Hintere Mult“ als Gewerbegebiet auszuweisen, sieht die Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit großer Sorge. Bereits in einer Stellungnahme zum Flächennutzungsplan von 2003, in dem das Gebiet als mögliches Gewerbegebiet ausgewiesen ist, hat der BUND erhebliche Bedenken wegen des Verlustes von landwirtschaftlicher Nutzfläche, von Obstbäumen und wegen der Beeinträchtigung geschützter Biotope geäußert. An dieser Haltung hat sich für die Ortsgruppe bis heute nichts geändert.

Warum ist die Erhaltung der Hinteren Mult nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für den Natur- und Umweltschutz wichtig?

Der Boden ist ein Naturkörper und Lebensgrundlage für Menschen und Tiere, so steht es zum Beispiel im Bodenschutzgesetz Baden-Württembergs.

Boden ist einfach da: unter unseren Füßen, unter den Wiesen, den Feldern und den Bäumen. Boden ist also ein Teil unseres Lebens und die Grundlage für unsere Lebensmittelproduktion. In jedem Brot, jeder Kartoffel, jedem Liter Milch und auch in jedem Schnitzel stecken die Nährstoffe aus dem Boden. Ohne Boden gibt es keine Nahrung. Aber der Boden kann noch mehr: Er filtert das Regenwasser und schafft damit sauberes Trinkwasser, er trägt zum Klimaschutz bei, indem er Kohlenstoff speichert. Und er ist Lebensraum für viele Bodenorganismen: In einer Hand voll Erde leben mehr Kleintiere und Einzeller als Menschen auf der Erde!

Seit jeher setzt sich der BUND für einen schonenden Umgang mit dem Boden ein. Daher unterstützen wir vor allem den ökologischen Landbau. Dort, wo heute Landwirtschaft noch konventionell betrieben wird mit dem Einsatz von Herbiziden und Insektiziden, sollte über kurz oder lang ein Umstieg erfolgen. Das kann aber nicht in einem Gewerbegebiet gelingen. Dazu braucht es nun mal Äcker, Wiesen, Weinberge oder Streuobstwiesen.

Der sogenannte „Flächenverbrauch“, also die Umwidmung von Äckern, Wiesen und Streuobstbeständen in Gewerbe- und Siedlungsgebiete, betrugt in Baden-Württemberg 2014 noch 5,3 Hektar – pro Tag! Das ist zwar ein erfreulicher Rückgang seit den 2000er Jahren mit damals über 10 Hektar, aber immer noch zu viel.

Demo Hintere Mult in Weinheim
(c) Pressefoto Kreutzer

Warum also muss ein Acker in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden? Gibt es in Weinheim innerhalb bereits gewerblich genutzter Bereiche keine freien Flächen mehr? Warum werden die Leerstände und Baulücken nicht dafür genutzt? Muss ein Gewerbegebiet immer in die Feldflur ausweichen? Könnte man nicht zum Beispiel durch mehrere Stockwerke die bisher genutzte Fläche vermehren?

 

Daher fordert der BUND:
  • Flächenverbrauch mittelfristig auf Netto-Null senken!
  • Vorrang der Innen- vor Außenentwicklung!
  • Baulücken schließen, Industrie- und Gewerbebrachen revitalisieren!
  • Städte der kurzen Wege entwickeln!
  • Flächensparende Gewerbegebiete: mehrstöckig statt eingeschossig bauen!
  • Unvermeidbare Eingriffe in den Naturhaushalt und den Boden vollständig ausgleichen!

 

weitere Quellen:

BUND BW: Flächenfraß zerstört Vielfalt von Lebensräumen

BUND Bodenatlas 2015