Weinheim wird “Pestizidfreie Kommune”

Da die Stadt Weinheim bei der Bearbeitung ihrer Grünflächen auf Pestizide, vor allem aber auch auf Glyphosat, verzichtet, wurde es jetzt in den Reigen der rund 200 Kommunen der Republik aufgenommen, die sich „Pestizidfreie Kommune“ nennen dürfen. Der BUND hat die Stadt Weinheim nun offiziell auf seiner Internetseite gelistet; aus der Region stehen dort bereits die Städte Heidelberg, Wiesloch, Leimen und Bensheim.

Bei einem gemeinsamen Gespräch zwischen dem Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner und den örtlichen BUND-Vorsitzenden Siegfried Demuth und Jörg Steinbrenner verständigten sich Stadt und BUND-Ortsgruppe auf die Kriterien, die in Weinheim schon seit einiger Zeit eingehalten werden, „weil es besser für die Natur und die Menschen ist“, wie Dr. Thorsten Fetzner erklärte.

Er verwies auch darauf, dass sich Weinheim bereits vor über zehn Jahren auf den Weg zur pestizidfreien Kommune aufgemacht hat. So lange schon verzichten die Grünflächen-Arbeiter auf chemische Pflanzenschutzmittel auf den kommunalen Grünflächen. Zur Aufnahme in die BUND-Liste musste aus einer mündlichen Anweisung und der gelebten Praxis nur noch eine förmliche Dienstanweisung entstehen. Das war im Rathaus reine Formsache.

Seit einiger Zeit, so Fetzner,  sei die Stadt dazu übergegangen, bei Pachtverträgen über landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen an Bürgerinnen und Bürger einen Verzicht auf Glyphosat ausdrücklich zur Bedingung zu machen. Beides sind BUND-Kriterien für die Pestizidfreie Kommune, wie Jörg Steinbrenner bestätigte. Weitere Kriterien sind ebenfalls umgesetzt: eine bienen- und insektenfreundliche Blühfläche im Schlosspark und bienenfreundliche Aktivitäten, insbesondere im Zuge des ILEK-Prozesses entlang der Bergstraße.

BUND und Stadtverwaltung wollen künftig zum Beispiel beim Anlegen von Grünflächen noch mehr zusammenarbeiten, um das kommunale Grün noch weiter verbessert nach ökologischen Kriterien zu gestalten.

Hintergrund zur BUND Aktion „Pestizidfreie Kommune“

Der Einsatz von Pestiziden hat gravierende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten werden durch den Einsatz direkt oder indirekt getötet oder stark gefährdet. In der Feldflur sind blumenbunte und artenreiche Wiesen, Äcker mit Ackerwildkräutern, Wildblumen auf Feldrainen mittlerweile verschwunden und mit ihnen auch viele Schmetterlinge, Bienen und Insekten. Auch in Städten und Dörfern hat die Tier- und Pflanzenwelt ihre Vielfalt eingebüßt. Indirekt ist auch die menschliche Gesundheit bedroht.

In der Bundesrepublik Deutschland ist der Absatz von Pestiziden von 1996 mit 35 Tonnen über 2006 mit 38 Tonnen auf 2016 mit 46,9 Tonnen gestiegen.

Was können wir dagegen tun?

Ob auf öffentlichen Grünflächen oder im privaten Garten, alle können in ihrer Kommune einen Beitrag leisten, um dem Rückgang der biologischen Vielfalt etwas entgegen zu setzen. Ein kompletter Verzicht auf Pestizide im kommunalen Bereich ist möglich, ohne die Pflichten der Gemeinde zu vernachlässigen. Dazu liegen umfassende Erfahrungen vor. Städte wie Münster, Bielefeld und Celle machen dieses seit den 80er Jahren bereits aktiv vor. Und sie sind nicht mehr die einzigen, die mit alternativen Verfahren und mit mehr Toleranz für Gräser und Wildblumen im öffentlichen Raum auf Pestizide verzichten.

Der BUND hat die Erfahrungen der Kommunen gesammelt und in einem Ratgeber zusammengefasst. Dort gibt es praktische Tipps, Materialien und Kontakte, mit denen eine pestizidfreie Pflege gelingt. Aktuell sind über 200 Städte und Gemeinden mit dabei. Auf einer interaktiven Karte auf der BUND-Webseite kann man sich die Städte anzeigen lassen, die sich für einen Verzicht von Pestiziden entschieden haben.

Die Aktion Pestizidfreie Kommune des BUND fordert die Gemeinden dazu auf:

  • bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen keine chemisch-synthetischen Pestizide einzusetzen,
  • bienen- und insektenfreundliche Blühflächen oder Projekte zu initiieren,
  • bei der Verpachtung kommunaler Flächen für eine landwirtschaftliche Nutzung ein Verbot des Einsatzes von Pestiziden im Pachtvertrag zu verankern und
  • private Firmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung zur pestizidfreien Bewirtschaftung anzuhalten.

 

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