Besuch im Naturschutzgebiet „Steinbruch-Sulzbach“

Helm-Knabenkraut

Achtzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zur diesjährigen BUND-Exkursion nach Sulzbach. Ziel war das Naturschutzgebiet „Steinbruch-Sulzbach“, eines von dreien auf Weinheimer Gemarkung. Der Weg führte zunächst durch einen tief eingeschnittenen Lösshohlweg. Hier bot sich die Gelegenheit auf die geologische Entstehung der Bergstraße einzugehen. Siegfried Demuth, der Leiter der Exkursion, erläuterte anhand des Löss die Geologie und die Besonderheiten dieses Naturraums. Diese kalkhaltige Lockergestein würde nicht nur die Oberflächenform der Bergstraße prägen, sondern durch seine Bodeneigenschaften auch die Vegetation und Pflanzenwelt, so Demuth. Angekommen im Naturschutzgebiet wurde die Gruppe von zahlreichen blühenden Exemplaren des Helm-Knabenkrauts empfangen, eine von zahlreichen typischen Arten der Magerrasen, die hier vorkommen.

Arznei Schlüsselblume

„Dieser Magerrasen mit seiner sehr artenreichen Tier- und Pflanzenwelt ist einer der wenigen verbliebenen an der Bergstraße“, erläuterte Demuth. Vergleichbare gäbe es zwischen Laudenbach und Heidelberg nut noch an wenigen Stellen. Schopfige Kreuzblume, Vogelfuß-Segge und Zypressen-Wolfsmilch waren weitere typischen Arten dieses Biotops, die entdeckt werden konnten. Verblüht waren bereits die in die Tausende gehende Population der Arznei-Schlüsselblume.

Seit über 30 Jahren pflegen die Ortsgruppen Weinheim des BUND und des NABU gemeinsam dieses Schatzkästlein. Ohne die jährliche Mahd mit Abräumen des Mähguts und den völligen Verzicht auf Düngung wäre aus dem Magerrasen schon längst Wald geworden. Finanziell unterstützt werden die Arbeiten seit vielen Jahren durch das Landschaftspflegeprogramm Baden-Württembergs. In den Wiesen an der Weschnitz konnte man bis in die 1970er Jahre ebenfalls diese Blütenpracht artenreicher Wiesen erleben, erläuterte der Exkursionsleiter. Leider sei inzwischen die Nutzung des Grünlands mit viel Dünger und häufigem Schnitt derart intensiv, dass von den düngeempfindlichen Arten kaum noch etwas übrig sei.

Exkursion_NSG_Steinbruch-Sulzach

Anschließend führte die Exkursion in einen oberhalb des NSG gelegenen Eichenwald: Ein Relikt der über Jahrhunderte praktizierten Niederwaldnutzung. In Weinheim als alte Gerberstadt, so Siegfried Demuth, lieferte die Eichenrinde den Gerbstoff zur Herstellung des Leders. An dem Eichenbestand sei noch gut die Nutzungsweise zu erkennen: Alle 15-20 Jahre wurden die Eichen „auf-den-Stock gesetzt“, d.h., es wurden die Eichenstämme in 20-30 cm Höhe geschlagen und die Rinde abgeschält. So entstand ein lichter Waldtyp mit einer sehr artenreichen Krautschicht: Maiglöckchen, Schwarzwerdende Platterbse und weitere lichtliebende Waldarten konnten gezeigt werden. Auf dem Rückweg machte Siegfried Demuth noch auf den Landschaftswandel aufmerksam. Ein Vergleich zweier Nutzungskarten von 1885 und 1998 zeigt eine dramatische Änderung: Waren vor über 100 Jahren noch große Teile der Umgebung des NSG als Weinberg, Acker oder Garten genutzt, präsentiert sich dort inzwischen sehr viel junger Wald. Die Weinberge sind bis auf kleinste Reste verschwunden und Wiesen, Gärten und Äcker gibt es in weit geringerer Zahl. Diese Wiederbewaldung aufzuhalten und den typischen Charakter der Bergstraße zu erhalten hat sich das „Integrierte dliches Entwicklungskonzept „Blühende Badische Bergstraße“ – ILEK – auf die Fahne geschrieben. Erste Erfolge konnten die Teilnehmer bestaunen: Einige der vor kurzem noch mit Brombeeren und Sträuchern zugewachsenen Gärten waren mit ILEK-Hilfe entbuscht worden und können so wieder als Garten genutzt werden.